Das Herz schmerzt ein wenig als wir die Französische Grenze hinter uns lassen um unser Glück mit dem Wetter auf der Südseite der Pyrenäen zu versuchen. Spanien. Das Land mit dem ich einfach nicht so richtig warm werde. Obwohl es mir eigentlich leicht fallen müsste - verbinden wir doch inzwischen auch viele schöne Reiseerinnerungen mit Spanien. Dieses Frankreich-Steht-Über-Allem-Ding sollte ich echt mal ablegen. Denn einmal mehr gibt’s Bonuspunkte für Spanien als wir das Pyrenäen-Hochtal der Cerdanya entdecken….
Cerdanya - Hard Facts
Die Cerdanya liegt in den östlichen Pyrenäen und gilt als eines der breitesten Gebirgstäler Europas. Gegliedert wird sie seit dem Pyrenäenfrieden 1659 in einen französischen Teil - die Alta (hohe) Cerdanya - und den südlichen katalanischen Teil - inoffiziell Baixa Cerdanya, was so viel bedeutet wie ‚niedere‘ Cerdanya.
Die imposante Bergwelt, die das beschauliche Tal umgibt, zieht Sportler und Naturliebhaber aller Art an - Wanderer, Kletterer, Mountainbiker. Sowie im Winter Skifahrer, Schneeschuhwanderer und Langläufer.
Das wunderschöne Hochtal ist gesegnet mit 300 Sonnentagen im Jahr. Drei davon gehören uns…
Es ist diese Intuition beim Blick auf die Karte, die uns schon viele schöne Regionen ausmachen ließ. Dieses Bauchgefühl, dem Herrli brav nachgibt wenn ich sage ‚Fahr da vorne mal rechts den Berg hoch!‘. Es ist das Gespür, das mich beinahe nie im Stich lässt. Auch diesmal nicht.
So kurven wir von Martinet immer höher hinauf an einer aussergewöhnlich schönen Bergstraße. Durch urige Dörfer an dessen Steinhäuschen ich mich kaum satt sehen kann. Hier und da ein gepflegtes Chalet. Dann üppige Wälder. Satte Almwiesen. Und schließlich… das Schigebiet für nordischen Schisport von Lles de Cerdanya. Mit großzügigem Parkplatz, einem Refugi und so was wie einer Jugendherberge. Und der Ausgangspunkt für unzählige Wanderungen...
Estanys de la Muga - Eine beinahe perfekte Wanderung in Lles de Cerdanya
Ich stehe etwas ratlos vor den Wegweisern am Refugi Cap del Rec. Ich hab weder in Spanisch noch in Catalan Kompetenzen und kann so die Wanderschilder nicht interpretieren. Hmmm… 26 ist eine sympathische Zahl… Estanys de la Muga!
Heute weiß ich, dass Estany das Wort für Teich ist. Und Muga bedeutet in Catalan wohl so viel wie Grenze.
Das Ziel unserer Wanderung in der Region der Cerdanya sind also zwei kleine Bergseen, im Grenzgebiet zu Andorra.
Die Tour beginnt beim Refugi Cap del Rec. Von hier wandern wir eine ganze Weile auf einem breiten Wirtschaftsweg beinahe flach dahin. Ideal also zum Warmlaufen ….
Der Anstieg, der uns den Schweiß auf die Stirn treibt - welcher übrigens nicht nur auf der Stirn bleibt, sondern alsbald schon für beschlagene Sonnenbrillen und brennende Augen sorgt - kommt jedoch früher oder später immer.
So auch in diesem Fall, als Weg 28 & 26 nach links in einen Pfad münden.
Gerade als Herrli dazu ansetzt, wegen Steilheit zu streiken, erreichen wir eine bezaubernde Hochebene. Mit funkelndem Bächlein. Ein mal Herrli-Hitzkopf abkühlen bitte!
Läuft. Bis zum nächsten knackigen Anstieg. Der wie sein Vorgänger auch wieder in einem wunderschönen Erhol-dich-Plateau endet…. 😅
Bis auf die obligatorische De-Tour, die wir am Prat de L’Agna (so heisst das zweite Plateau) versehentlich unternehmen - die Wege 26 & 28 gabeln sich hier und die schon etwas verwitterte gelbe Farbe der 8 an dem Baum geht locker für eine 6 durch - könnte man die gesamte Wanderung eigentlich so beschreiben: Zünftige, schweißtreibende aber relativ kurze Anstiege und dann beinahe flache Hochebenen, die perfekt der physischen Erholung dienen könnten, würden sie einem nicht durch ihre Schönheit noch zusätzlich den Atem rauben….
Mit den Höhenmetern verändert sich das Landschaftsbild der Cerdanya. Von Kiefern-Wäldern, getüpfelt mit leuchtenden Lichtungen, zu würzig duftenden Almweiden. Steine, wie zufällig hingestreut. Anfangs noch als Einzelkämpfer. Irgendwann Hauptelement des kargen Panoramas.
Und schließlich an unserem Ziel Gran Estany de la Muga - dem größeren der beiden Estanys - ein glasklarer, klirrend kalter Bergsee. Eingerahmt von den umliegenden Gipfeln Tossa Plana de Lles, La Mugueta und La Muga.
Von hier könnte man wohl theoretisch einen Rundweg wandern vorbei am Petit Estany de la Muga und dann auf den Gipfel des Tossa Plana de Lles um anschließend auf einem anderen Weg wieder beim Refugi Cap del Rec zu landen.
Die mit den Höhenmetern immer spärlicher vorhandenen Markierungen verschwinden jedoch im Bereich der Bergseen gänzlich. Den kleinen Estany finden wir noch, der Pfad von dort auf den Tossa Plana de Lles scheint jedoch von der Landschaft irgendwie geschluckt worden zu sein.
Zu einem späteren Zeitpunkt erfahre ich von einer Bewohnerin des Cerdanya Hochtals, dass man sich hier wohl sehr um die Instandhaltung der Wege und deren Markierungen bemühe. Aber gerade in den höheren Lagen sei es häufig so, dass sich Tiere an den Wegweisern reiben würden und diese dann irgendwo zwischen den vielen Steinen liegend ihren ursprünglichen Zweck leider nicht mehr erfüllen könnten. 🤔
Für uns bedeutet das, dass wir auf demselben Weg zum Refugi Cap del Rec zurückwandern, wo unser Van brav wartet.
Enttäuschung? Nope. Die Tour zu den beiden Estanys ist so genial schön, dass ich sie gerne nochmal gehe. Mit Blick in die Gegenrichtung halt.
Wanderung zu den Estanys de la Muga in Lles de Cerdanya - Zusammenfassung
- ca. 640 HM
- 15,5 km hin & retour
- Schwierigkeit mittel, keine Schwindelfreiheit erforderlich
- Markierungen: Anfangs sehr gut, mit der Kargheit der Landschaft verschwinden aber auch die Wegweiser. Besser wäre es vermutlich sich vorab die Tour als GPS aufs Smartphone zu laden. Ich bin da wahrscheinlich zu konservativ… KARTE
Der Tourismusverband von Lles de Cerdanya bietet für viele Touren in der Region GPS Daten zum Download an. Unbedingt vorab die Daten runter ziehen. Die Netzabdeckung im Bereich des Ausgangspunktes würd ich nicht als glänzend bezeichnen….
Was der Hundebesitzer wissen will
- Die Landschaft ist recht reich verziert mit glitzernden kleinen Bächen. Um Wasser für den Hund muss man sich also definitiv keine Sorgen machen.
- Weidevieh? Ja, man kann aber problemlos großräumig ausweichen. Und irgendwie wirken die Muh’s hier sowieso deutlich relaxter als ich das von Tirol kenne.
- Wir hören den ein oder anderen Murmeltier-Pfiff, dem Skye nur sehr schwer widerstehen kann
Camping in der Region Lles de Cerdanya
Man hat die Qual der Wahl…
Am Parkplatz am Refugi Cap del Rec gibt’s einige ausgewiesene Wohnmobil-Parkplätze. Für autarke Camper ideal.
Einen sehr schön gelegenen Campingplatz findet man direkt an der geschwungenen Bergstraße auf halbem Weg zwischen dem Bergdorf Lles de Cerdanya und dem Refugi Cap del Rec. Als wir hier Anfang Oktober sind, ist dieser aber leider geschlossen.
Zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle noch den Stellplatz in Martinet - dem Tal-Ort - erwähnen. Neu, sauber, gut ausgestattet und direkt am Fluss Segre gelegen. Strecke zum Refugi: 17 km.
Ähhhhm…. War nicht von 3 Tagen die Rede?
Ganz genau! Die Wanderung nimmt für uns definitiv einen ganzen Tag in Anspruch. Zumal wir ja einmal falsch abbiegen und deswegen 300 extra Höhenmeter zurücklegen dürfen. Und natürlich weil Chumani einfach öfter eine Pause braucht….
Und die anderen 2 Tage? Mit Blick auf die spektakuläre Bergwelt der Cerdanya wird einfach nur gechillt und sonst gar nichts…..
Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!