Ich frage mich, ob es vielleicht nicht vielleicht ein wenig zu dekadent ist, sich vormittags um 11:00 eine Flasche Rotwein zu öffnen.
Muss ich heute noch wohin? Hab ich noch was vor?
Ich schau im mich... wir haben den Van knapp unterhalb des Col de la Bonette auf einem Plateau geparkt, es ist beinahe windstill. Die Sonne gibt an diesem Juli-Tag alles. Neben uns fließt ein Bach mit eiskaltem glasklarem Quellwasser.
Die Hunde sind so entspannt wie eh und je. Liegen herum und träumen offenbar gerade von Murmeltieren. Ob die beiden im Traum wohl mehr Glück mit der Jagd auf die pfeifenden Bergbewohner haben?
Irgendwie passt die Flasche Rotwein perfekt hierher, denk ich mir als ich mir ein Glas einschenke und von dem würzigen französischen Käse ein Stück abschneide....
Ein Gefühl von Gott-In-Frankreich reift hier gerade in mir, am Col de la Bonette in den Französischen Alpen.
Höchster Asphaltiereter Alpenpass? - Knapp Daneben
Einige Stimmen - allen voran die der Grande Nation selbst - betiteln den Col de la Bonette gerne als den höchsten asphaltieren Alpenpass. Stimmt so leider nicht...
Der eigentliche Passübergang befindet sich nämlich auf 2715m - der Bonette-Pass reiht sich somit auf Platz 4 der höchsten asphaltierten Alpen-Pässe ein, gleich nach dem Col de l'Iseran (2764m), dem Stilfser Joch (2757m) und dem Col d'Agnel (2746m).
Tja, die Franzosen können einfach nicht anders - mit dem Bau einer 2km langen Ringstraße um den Cime de la Bonette (2860m) wurde die Höhen-Marke von 2802m erreicht.
Die Route de la Bonette trägt somit die offizielle Bezeichnung 'La Plus Haute Route D'Europe' - die höchste Straße Europas.
Weil ich das Franzosen-Ego nicht kränken möchte, erwähne ich in meinem Lieblingsreiseland auch nie, dass die höchste asphaltierte Straße der Alpen tatsächlich eigentlich bei uns in Tirol liegt - die Ötztaler Gletscherstraße erreicht nämlich 2829m.ü.A.
Trüben die Fakten unser Glücksgefühl? Keine Rede…
Die Anfahrt zum Col de la Bonette über die Nordrampe von Jausiers ist berauschend schön. In geschmeidig geschwungenen Serpentinen klettern wir die Passstraße hoch. Die Augen schweifen dabei nach feschen Plätzchen, die sich für eine Übernachtung (oder 2) eignen. Da! Perfekt!
Ein kurzes Offroad-Erlebnis später ist unser Campingbus geparkt. An besagtem rauschenden Bächlein. Mit Mini-Wasserfall.
Die Straße ist weit genug weg, das schrille Pfeifen der Murmeltiere ertönt in weiter Ferne von der gegenüberliegenden Seite des Baches. Die Hunde dürfen also bedenkenlos ohne Leine ihre Hundesachen machen. Schnüffeln, Spielen und in Kuhscheisse wälzen - herrlich so ein Camping-Hundeleben.
Umwerfende Wanderung mit Hund am Col de la Bonette
Prädikat: kurz und knackig!
Vom Wanderparkplatz - eigentlich nur ein paar Stellflächen am Straßenrand - folgen wir dem Schild ‚Lac Verdet‘ auf einem erst relativ breiten Weg, der recht bald nach links zu einem Pfad abzweigt. Zuckerl für Freunde des Ingenieur-Aspektes von Bergstraßen: Man sieht hier sehr schön auf die Route de la Bonette.
Auf diesem ersten Stück laufen unsere Hunde an der Leine - Murmeltiere….😅
Nach 20 Minuten erreichen wir den entzückenden Lac Verdet.
Pause? Weit gefehlt. Chumani strotzt schon den gesamten Urlaub vor Energie - unser altes Mädchen will heute hoch hinaus.
Wir nehmen also den - ab jetzt etwas steileren Anstieg - zum Pas de Touréis auch noch mit. Schneefelder. Im Juli. Vergnügt rollen sich unsere Mädchen in der nicht mehr ganz so weißen Pracht.
Je näher wir dem kleinen Pass kommen umso spärlicher wird die Vegetation um uns. Zuletzt führt der Weg nur noch über loses knallrotes Geröll.
Ich habe mit so etwas leider ein klitzekleines Problem. Ja, ich komme aus den Bergen und sollte diesbezüglich mehr Sicherheit mitbringen. Aber Höhenangst hat man oder halt eben nicht….
Der kleine Pass ist markiert mit einem Steinmandl und gibt grandiose Blicke auf das Touréis Tal frei. Die Hunde wollen noch weiter. Ich aber hab das Gefühl, dass mich der Wind im nächsten Moment vom Grat bläst. So kehren wir hier um und gehen denselben Weg zurück.
Für ambitioniertere - und weniger hosenschisserne - Wanderer empfehle ich aber unbedingt ins Vallon des Touréis abzusteigen. Eine Vielzahl von Wandervorschlägen für die Region und eine detaillierte Wanderkarte, in die man richtig weit reinzoomen kann, gibt’s HIER
Was wir sonst noch auf unserem Roadtrip entlang von Frankreichs Alpenpässen im Campingbus und mit unseren beiden Australian Shepherd Hündinnen erleben durften, könnt ihr in folgenden Beiträgen nachlesen:
Col-Cruising – Roadtrip mit Hund auf Frankreichs Alpenpässen – Teil 1
Col Cruising 2 – Mit Wohnmobil und Hund auf Frankreichs Alpenpässen