Hmmmm….. Da sitz ich nun auf meinem - wie ich feststellen muss - gar nicht so üblen Balkon. 2 große buschige Olivenbäume und der - nach dem Winter ziemlich schrumpelig aussehende - Zitronenbaum, eine großzügig-Sommersprossen-verteilende Frühlingssonne und das Weißweinglas in meiner Hand mimen mediterranes Dolce Vita.
Die Idylle hat einen kleinen Riss. Nein, eigentlich eine tiefe Furche. Ich verbringe auf meiner schnuckeligen Veranda die Quarantäne, die vor 18 Tagen über mein Land verhängt wurde.
Vor gut 4 Wochen begann es Reisewarnungen und Ausgangsbeschränkungen zu hageln. Wie eine Jahrhundert-Heuschreckenplage. Es wollte gar nicht mehr aufhören. Bis man die westliche Welt zum absoluten Stillstand gebracht hatte.
Mein kleines Zigeunerherz hängt seither schwer. Denn wie es aussieht, ist das Teilzeitnomadenleben nun für eine gaaaanze Weile vorbei….. 😔
Bitte Nicht noch so ein Was-Muss-ich-als-Reisender-bei-Corona-beachten - Beitrag
Nö, keine Sorge. Darauf hab ich auch keinen Bock…
Christina von CitySeaCountry hat in ihrem Artikel Die 37 schönsten Orte der Welt zur Blogparade unter Reisebloggern gerufen. Zur Überbrückung der reisefreien Zeit, zur gegenseitigen Inspiration und einfach nur zum Spaß kann jeder, der mitmacht seine(n) schönste(n) Ort(e) der Welt vorstellen.
Ich sitze immer noch auf meiner kleinen mediterranen Insel im zweiten Stockwerk des Mehrparteienhauses im Tiroler Unterland. Ob ich das runzlige Zitronenbäumchen erlösen soll? Ach was! Ich muss mich mit einer weit wichtigeren Frage auseinandersetzen:
Wo ist für mich der schönste Ort der Welt?
Ich meine erst, es läge doch auf der Hand. Irgendwo in Frankreich muss mein schönster Ort der Welt liegen. In meinem Lieblingsreiseland.
Ich halte mein Gesicht direkt in die Sonne und mit geschlossenen Augen sortiere ich die Bildfetzen unserer Reisen in meinem Kopf. Tatsächlich ist das gar nicht so schwer. Die Quarantänebestimmungen zwingen uns nämlich regelrecht ALLES zuhause zu sortieren. So saßen wir erst gestern über gut 20 000 Fotos, von denen es 15 an eine - auch im Rahmen des Zeitvertreibs während der Ausgangsbeschränkungen - frisch gestrichene Wand schaffen werden.
Einen der wirklich makellosesten Plätze finden wir im Val Cenis in den Französischen Alpen vor. Das malerische Tal glänzt in Wildcamping-Mit-Hund-Vollkommenheit. Einsam und unverdorben. Der Van parkt an einem funkelnden Flüsschen. Klirrend kalt. Die Erfrischung wird zur Mutprobe. Die Hunde liegen entspannt in der Sonne. Oder unter dem Campingbus. Wir sind allesamt unsichtbar. Paradiesisch.
Je länger ich allerdings so vor mich hin sinniere, umso mehr wird mir klar, dass diesem Fleck etwas ganz Entscheidendes fehlt - der Ausblick.
Dann eben ein Ort mit Aussicht
Ich erinnere mich an eine unserer ersten Reisen in unserem Van. Alles ist für mich neu. Alles ist für mich ein Abenteuer. Ich habe noch nie am Berg übernachtet. Eine Tragödie für eine Tirolerin, ich weiss. Aber die Horrorgeschichten von Filzläusen in Matratzenlagern haben sich bei mir sehr früh und sehr tief eingebrannt.
Zurück zu meinen Gebirge-Camping-Anfängen. Der Col du Galibier soll MEIN Erster sein. Ein wunderbarer Ort. Auf 2642m. Mit so riiiiichtig viel Ausblick. Und mit Schneeflocken Ende Juni. Ein Hoch auf den beheizten Van.
Nun ja. Der spektakuläre Alpenpass und seine Pass-Geschwister in Frankreich beherbergen uns inzwischen dann und wann auch bei milderen Temperaturen. Und zeigen sich dabei von ihrer allerbesten Seite. Wahrlich sehr schöne Orte, diese französischen Alpenpässe.
Aber zum schönsten Ort fehlt den kernigen Törln etwas…. Meer?
Einfach nur Meer? Der schönste Ort braucht schon Ozean
Chumanis Brummen reisst mich aus meinen Gedanken. Ich soll ihr den Bauch kraulen. Gut. Runter auf die Knie also.
Der knorrige Zitronenbaum ist jetzt direkt neben meinem Gesicht. Ich wittere einen frisch-fruchtigen Duft. Hmmmm… Lebst du also noch?
Die Zitrone in der Nase und die Hand im weichen Fell meines Hundes lasse ich mich wieder davontragen....
Ist mein schönster Ort vielleicht an der Küste Aquitaniens? Wo ich zum allerersten Mal in meinem Leben den rauhen Atlantik spüren darf. Der Campingbus direkt hinter der Düne geparkt. Morgens Schiebetür auf und endlose Barfuß-Strandspaziergänge mit den Hunden unternehmen. Frisch gebrühter Kaffee aus unserem Zuhause auf vier Rädern. Abends mit Herrli auf der Düne sitzen und zum Sonnenuntergang ein Bierchen zwitschern.
Ist mein schönster Ort vielleicht doch in Spanien?
Hmmmm… Die Französische Atlantikküste hat schon was. Jedoch merke ich, dass meine Reisegedanken mich gerade in einen gewissen inneren Konflikt bringen. Ich muss mir eingestehen, dass mein Lieblingsreiseland Frankreich einfach nicht die Beste aller Atlantik-Küsten zu bieten hat. 🤔
Nordspanien! Kantabrien, Asturien und Galicien. Eine Atlantikküste wie man sie sich wünscht. Und Camping mit Hund wie man es sich wünscht. 👌🏼
Satt grüne Wiesen auf Steilküsten. Camping mit Ausblick. Endlose Sandbuchten für Strandspaziergänge. Malerische Küstenwanderwege. Wenig Tourismus. Zumindest im Winter...
Ja, ich merke, diese Ecke von Spanien hat sich ganz schön in mein Herz katapultiert. Wann kann ich dort wieder hin?
Und mit einem Plumps bin ich zurück in der Realität. Auf meiner Terrasse. Mit dem halbtoten Zitronenbaum. Immer noch Chumanis Bauch massierend.
I wonder how
I wonder why
Yesterday you told me 'bout the blue blue sky
And all that I can see is just another lemon tree
Fools Garden - Lemon Tree
Lewis & Harris - der wahrscheinlich schönste Ort für die Hunde
Wo hat’s dir am besten gefallen? Frage ich meinen Hund während ich sie durchknete. Chumani schmatzt zufrieden antwortet jedoch nicht auf meine Frage. Bei den hundefreundlichen Schotten?
Und schon gleite ich wieder ab. An den schönsten Strand, den ich jemals gesehen hab - Luskentyre Beach auf Lewis & Harris. Man könnte meinen, dieser phänomenale Ort befinde sich irgendwo in der Karibik, kämen nicht Wollmütze, Regenjacke und Gummistiefel als einzig adäquate Bekleidung in Frage….
In meiner Erinnerung schlendern wir gemeinsam über den endlos langen schneeweißen Sandstrand. Solange bis die Flut das Wasser bis an die kleine Steilküste treibt, auf der wir zwischen grasenden Schafen parken. Hundefreiheit. Hundeanarchie. Mmmhhhhh… und die heisse Schokolade, die wir uns dann im Campingbus kochen……
Chumani grunzt kurz als ich aufstehe und mich wieder auf meinen Balkonsessel zu meinem Weißweinglas setze. Ich hab das Gefühl, Ich kann mich einfach nicht entscheiden, wo für mich der schönste Ort der Welt ist.
Herrli füllt mein Weinglas auf und setzt sich zu mir. Chumani zeigt Alibi-Interesse an der veränderten Situation und öffnet kurz ein Auge. Skye nimmt auf Herrlis Schoß Platz. Ihr ewiger Lieblingsplatz.
Herrli neigt den Kopf nach vorn in meine Richtung und zieht sich die Sonnenbrille etwas aus dem Gesicht. ‚Alles gut?‘ Zwinkert er mich an.
Nun dämmert’s. Ich hab hunderte schönste Orte. Und es werden wohl noch hunderte dazu reihen.
Egal wo auf der Welt - mein schönster Ort ist mit diesem Mann und meinen Hunden. Vorzugsweise natürlich mit Van. Und heute halt neben dem runzligen Zitronenbaum auf dem Balkon. ❤️
Sehr schöne Orte mit traumhafter Natur…. Vielleicht schaffe ich es den einen oder anderen einmal zu besuchen 🙂 Vielen Dank für die Anregungen
Liebe Grüße Jenny
Hallo Jenny,
Ich kann dir alle Orte absolut ans Herz legen ❤️
Liebe Grüße,
Steffi
Boah, Steffi, ich glaub, das ist mein allerallerliebster Lieblingsartikel von dir!
(Würde ich genauso sagen, wenn ich dich nicht so mögen würde, jawohl!❤️)
Ne, wirklich mit so viel Gefühl, Herz und Fernweh geschrieben, dass mein Zigeunerherz ebenfalls ganz unten hängt, aber gleichzeitig von Liebe und Dankbarkeit erfüllt ist!
Noch nie hat „Lemon Tree“ 🎤sooo gut gepasst!
Hihi ❤️ Bei so viel Balkonsitzen und Musikhören wie ich zur Zeit mache, stößt man dann irgendwann auf die Scheiben unserer Jugend 😜
Wir müssen wohl echt aufpassen, dass unsere Zigeuner-Herzchen nicht zerbrechen an der Situation… 😔
Ganz liebe Grüße und hoffentlich hoffentlich hoffentlich bis bald,
Steffi mit Gang ❤️