Genial. Ich hab’s geschafft, in gerade mal drei Tagen Urlaub mein komplettes Datenvolumen zu crashen. Waren es letztendlich wirklich die vielen Interaktionen in Social Media? Oder vielleicht doch die unzähligen Reisepodcasts, von denen Herrli und ich neuerdings gar nicht genug bekommen? Naja, es ist nun wie es ist. Wir sitzen im Wohnmobil in der Region La Hague am nördlichsten Zipfel der Halbinsel Cotentin. In einer rauhen und zugleich unfassbar schönen Region der Normandie. Ohne Internet.
Das Wetter ist… nennen wir es mal ….. rustikal. 🌊💨
Und wir wissen nicht mal, ob es so bleibt, weil mein Provider mich vorsichtshalber mal bis Anfang des nächsten Monats gesperrt hat. 🤪
Tja…. Und so beginnt einer der erholsamsten Urlaube ever..…
La Hague - so nennt man die nordwestlichste Spitze der Halbinsel Cotentin/La Manche. Eine Halbinsel in der Halbinsel sozusagen.
Die oftmals als Klein-Irland betitelte Landschaft von La Hague ist geprägt von prairie-gleichen Schafweiden, durchzogen von uralten Steinmauern und Hecken. Lila blühende knorrige Heide an sturmgeplagten steil abfallenden Kaps. Malerische Buchten. Und romantische Siedlungen von eng aneinander liegenden Steinhäuschen, in deren Gärten rosa-blaue Hortensien über die weiß gestrichenen Gartentore wuchern. Und natürlich der tosende Atlantik.
Erfahre HIER warum es mich immer wieder nach Frankreich zieht
Wie sonst auch, habe ich auch für diese Reise relativ wenig vorab recherchiert. Uns begleitet eine sehr gute Straßenkarte* Maßstab 1:200 000. Detailkarten sind Gold wert. Das hat die Vergangenheit bereits gezeigt.
Weiters schmökere ich - unabhängig von meinem jetzigen Reiseziel - häufig im Blog Chien Normandie. Meinem Lieblings-Blog.
Barbara von Chien Normandie lebt mit ihren 2 Border Collies in dieser herrlich zähen Gegend und schreibt über die Normandie als Urlaubsregion für Menschen mit Hund.
So weiß ich auch ohne Internetzugang inzwischen, dass es hier unzählige Wandermöglichkeiten gibt. Und einen Weitwanderweg. Nämlich den Sentier du Littoral GR 223 - den Zöllnerweg. Ein Wanderweg, der entlang der Küste der gesamten Halbinsel Cotentin 446km führt.
Unser Plan? So reduziert und beinahe hilflos ohne Internet? 🤪
Jeder macht das, was er am Besten kann: Herrli fährt die Karre und kocht und ich wandere! Mit den Hunden natürlich. Und selten im Leben hatte ich eine bessere Idee….
Straßen, die im Nichts enden
Ein kurzer Blick auf unsere Straßenkarte und es wird klar, dass ausgerechnet der Küstenwanderweg, von dem ich vorab bereits gelesen hatte, darauf eingezeichnet ist. Dieser durchgehend eingezeichnete hauchdünne Strich kann nur DER Sentier du Littoral sein.
Und unsere Straßenkarte kann logischerweise noch mehr. Illustriert sind auch eine Vielzahl von kleinen, oftmals einspurigen Straßen, die durch die pittoresken Steinhaus-Weiler von La Hague direkt an die Küste führen. Und dort einfach enden.
Ein scheinbar im Nichts endendes Strässchen, das den Wanderweg kreuzt, wird als Treffpunkt auserkoren. Und schon können meine Hunde und ich losmarschieren während der Mann sich noch um den Van-Haushalt kümmert….
Während meiner ersten Schritte auf diesem wundervollen Wanderweg kreisen meine Gedanken noch um die Karte. Straßen, die im Nichts enden….
Hmmmm…. Schon oft haben wir am Ende solcher Wege hervorragende Plätze zum Verweilen vorgefunden. Aber mindestens genauso oft schon mussten wir mehrere hundert Meter reversieren, weil wir in einer Sackgasse ohne Umkehrmöglichkeit gelandet waren.
Naja, unser Aufenthalt in der Normandie hat durchaus vielversprechend begonnen -
Der Hauch einer Hoffnung schwingt also mit, die auserwählte Stelle möge alle Attribute der Region La Hague widerspiegeln und einfach nur gigantisch sein.
La Hague zu Fuß
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen - Johann Wolfgang von Goethe
Der GR 223 ist technisch bei Gott kein anspruchsvoller Wanderweg. Umso besser für meine Hunde und mich - mein altes Mädchen Chumani lässt sich nämlich diesmal definitiv nicht davon abbringen, mich zu begleiten.
3 Kurzetappen von jeweils ca. 10 km wandern wir - ich will meine in die Jahre gekommene Hündin keinesfalls überfordern. Aber auf diesen 3 Wanderungen spüren wir La Hague durch und durch.
Gut-Wetter-Passagen mit dem blauesten aller Himmel, in dem sich kleine Wolken so schnell bewegen, als würden sie um die Wette rennen. Ihre Schatten am Festland tun es ihnen gleich…
Zwischen verblühendem Heidekraut massenweise reich tragende Brombeersträucher. Die Früchte warm und süß von der Sonne. Wir können nicht anders und naschen uns die Bäuche voll - Meine Hunde lieben frische Beeren.
Pausen, die wir an Felsvorsprüngen genießen und dabei Segler beobachten, die am kräftigen West-Wind des Ärmelkanals ordentlich Fahrt aufnehmen. Der Tidenhub des Atlantiks, der in dieser Region bis zu 12m betragen kann und uns so bei Ebbe die Sicht auf die nackte Seele des Ozeans frei gibt.
Robuste und wollige Viehherden - Schafe wie Rinder - die wiederkäuend eng beisammen stehen um dem böigen Wind zu trotzen. Die kargen Weideflächen umrahmt von Steinmauern, die der Erosion des Bodens durch das raue Wetter entgegen wirken sollen.
Und dann Schlecht-Wetter-Passagen. In denen der Regen quer und schon beinahe schmerzhaft in mein Gesicht klatscht. In denen ich meine Sonnenbrille aufsetze, obwohl von Sonnenschein keine Rede ist. Die Furcht um den Verlust meiner Kontaktlinsen… 😜
Dazu ein Sturm, der mich mit meiner windfesten Regenkombi beinahe abheben lässt.
Skye hasst solches Wetter. Chumani hingegen kann so einem Stürmchen schon was abgewinnen und lässt sich stoisch ihre zu groß geratenen Knick-Öhrchen belüften. ❤️
Die Wanderungen entlang der Küste von La Hague zählen für mich sicher nicht zu den forderndsten aber mitunter zu den belebendsten Touren dieses Jahres.
Und hätten wir unseren Aufenthalt in La Hague nicht vorzeitig abgebrochen, wäre ich unter Umständen auch noch viel viel weiter gewandert.
Wildcamping in La Hague
Zurück zum Anfang. Da war ja noch von einem Wunsch die Rede. Die Hoffnung, der auserkorene Treffpunkt mit Herrli möge ein Platz sein, der sich womöglich für eine Übernachtung eignet….
Wunsch erfüllt. 3 Etappen. 3 vereinbarte Treffpunkte. Und alle 3 Straßen, die ins Nichts führten, führten in Wirklichkeit in kleine Buchten mit Parkmöglichkeit. Und an allen 3 Plätzen erlebten wir - wie erhofft - La Hague pur.
La Hague - Die Flucht...
Ursprünglich hatte ich für die Region La Hague oder eigentlich für das gesamte La Manche mehr Zeit eingeplant.
Ein ziemlich fieser Zeitgenosse - Mortimer sein Name, seines Zeichens stürmisches Atlantiktief mit Popeye-nach-einer-Dose-Spinat-Kräften - lässt uns aber mehrmals hintereinander nachts kein Auge zu machen. Ungelogen - ich schrecke wiederholt auf, weil ich das Gefühl hab, die 3,5 Tonnen Van kippen in der nächsten Sekunde.
Wir geben auf. Die Flucht vor Mortimer treibt uns letztendlich Richtung Südfrankreich.
Das Thema Normandie als Reiseziel ist für mich noch nicht abgehakt - haben wir doch erst einen klitzekleinen Bruchteil davon genießen können.
Wer weiß, was das kommende Jahr bringt….
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Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!
Die Normandie steht bei uns ziemlich weit oben auf der to-do-Liste. Nach dem Lesen von deinem Blog denke ich, dass wir es 2020 jetzt angehen müssen. Macht voll Lust drauf!
Ihr werdet es nicht bereuen…. 🤘🏻
Liebe Grüße aus Tirol,
Steffi mit Gang ❤️