Unsere Reise nach Montenegro ist nun über 6 Monate her und bislang war das einzige Detail darüber, das ich mit euch teilen konnte, ein einschneidendes Erlebnis auf dem Nachhauseweg: die ausgesetzte Hundefamilie, die wir - ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken - in den Van packten und mit nach Österreich brachten.
Warum ich erst jetzt über Montenegro schreibe
Ich hatte an den Eindrücken dieser Reise eine ordentliche Weile zu knabbern. Um ehrlich zu sein, weiß ich immer noch nicht, ob ich das kleine Balkanland nun eigentlich gut finde oder eben nicht....
Da durchqueren wir einerseits atemberaubendes Nationalparkgebiet, wie zum Beispiel den Durmitor Nationalpark, das vorbildlichst erhalten und geschützt wird. Und bereits der nächste Reisetag führt uns vorbei an Autowracks und Müllbergen am Straßenrand.
Man bewundert Pelikane und weitere 270 Vogelarten am Skutarisee, dem größten Vogelreservat in Europa. Keine 30km entfernt am - und jetzt kommt das paradoxe - touristischen (!!!) Küstenstreifen, vermüllte Strände und ins Meer geleitetes Abwasser.
Zwar wurde 1991 Montenegro zum ökologischen Staat ausgerufen - Schutz und Erhalt der Natur sind somit in der Verfassung verankert. Jedoch klaffen Theorie und Wirklichkeit sehr sehr weit auseinander.
Solche Dinge lassen mich einfach nicht kalt. Ich kann es aber irgendwie und gerade noch so hinnehmen. Was sich für mich allerdings als schwer tolerierbar herausstellt, ist das Leid der in Montenegro lebenden Hunde...
Montenegro - Kein Platz für emotionale Hundemenschen
Wie in den meisten Balkanstaaten haben Tiere leider auch in Montenegro nicht den Stellenwert, den wir aus Mitteleuropa gewohnt sind.
Am Land halten die Menschen Hunde sehr wohl als Haustiere, jedoch entweder an einer Kette oder eben freilaufend und man schert sich nicht darum - Die freilaufenden Hunde sind uns gegenüber NIE aggressiv aufgetreten, sie waren aber lästig! Es handelte sich durchwegs um unkastrierte Rüden. Was die Leute hier mit den Hündinnen machen, mag ich mir gar nicht ausmalen.... 😔
In Montenegros Städten und an der Küste treffen wir jedoch auf unzählige herrenlose Hunde. Streuner. Der Zusammenhang mit den un zumutbaren Mengen an Müll in diesen Regionen liegt auf der Hand.
Zahllose Kadaver überfahrener Hunde am Straßenrand, zu dessen Entsorgung sich niemand berufen fühlt, lassen mein Herz bluten. Hündinnen, die verzweifelt versuchen, ihre Welpen sicher über die Straße zu bringen. Verwundete Hunde. Kämpfe auf zerrissenen Müllsäcken über den Inhalt entsorgter Babywindeln....
Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob es mich nicht wieder einmal nach Montenegro verschlägt.
Die unberührte Natur in den überwältigenden Nationalparks ist unbezahlbar.
Ferner sind mir in Montenegro mitunter die gastfreundlichsten Menschen der Welt begegnet. Gerade in kritischen Gesprächen mit Selbigen stellt sich heraus, dass es ganz tolle Vorreiter in Sachen Umwelt- und Tierschutz gibt. Menschen, die versuchen ihrem Umfeld unaufhaltsam und mit viel Nachdruck vorzuleben, dass diese Themen langfristig das große Kapital im Land der schwarzen Berge sein werden - Chapeau....
2 thoughts on “Montenegro – Kleines Land mit großen Kontrasten”